Das duale Studium in Bayern ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Das hat vor zwei Jahren zu einer neuen Organisationsstruktur von hochschule dual und damit verbunden zur Etablierung einer wissenschaftlichen Leitungsstelle neben der Geschäftsführung geführt. Um Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung des dualen Studiums auf eine fundierte Basis zu stellen, war es nur folgerichtig, eine Befragung unter den dual Studierenden durchzuführen.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler betont: „Wer dual studiert, stellt hervorragende Weichen für seine berufliche Entwicklung. Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis während der gesamten Ausbildung macht dual Studierende zu umfassend ausgebildeten akademischen Fachkräften, die bestens gerüstet sind, um verantwortungsvolle Positionen zu übernehmen. Dieses Konzept ist höchst attraktiv und bietet unseren jungen Menschen vielversprechende Perspektiven. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist eine laufende Evaluation und die ständige Bereitschaft zur Anpassung und Optimierung wichtig. Die Studie liefert dafür wertvolle Grundlagen.“
Bis September 2019 wurden alle etwa 7.700 Studierenden befragt, die an einer staatlichen oder kirchlichen Hochschule in Bayern immatrikuliert waren und dual studierten. Die etwa 1.900 ausgefüllten Fragebögen wurden im Anschluss vom IHF ausgewertet. Die ersten Ergebnisse liegen jetzt vor. Eine ausführliche Publikation wird zum Jahresende erscheinen.
Große Mehrheit würde wieder dual studieren
Erfreulich ist, dass über 70 % der Studierenden aktuell mit ihrer Studiensituation zufrieden sind. In den Agrar- und Forstwirtschaften sowie in Informatik und Naturwissenschaften liegt dieser Anteil sogar bei über 80 %. Mit knapp 84 % würde die große Mehrheit der Studierenden sich wieder für ein duales Studium entscheiden. Die Werte, ob man denselben Studiengang oder Praxispartner wählen würde, fallen mit um 79 % bzw. 72 % etwas geringer aus, zeigen aber eine hohe Bindung der dual Studierenden an ihre Entscheidung. Etwas differenzierter gestaltet sich die Situation im Studienfeld Sozial- und Gesundheitswesen. Mehr als die Hälfte der Studierenden im Sozial- und Gesundheitswesen gaben an, mit ihrer Studiensituation unzufrieden zu sein. Drei Viertel würden zwar wieder dual studieren, aber nur knapp über die Hälfte würde den gleichen Studiengang oder Praxispartner wählen. Hier ist künftig zu beobachten, ob sich die Situation im Hinblick auf das neue Pflegeberufegesetz verbessert.
Neben der Bewertung des dualen Studiums konnten darüber hinaus weitere Daten zu Motiven der Studienwahl erhoben werden. Mit 93 % ist „Praxisbezug“ das wichtigste Entscheidungskriterium. Bei der Entscheidung für einen Praxispartner spielen „gute Entwicklungs- und Karriereperspektiven“ die größte Rolle, gefolgt von „Branche“ und „Garantie eines späteren Arbeitsplatzes“.
Verzahnung der Lernorte muss weiter vertieft werden
Zentral für das duale Studium ist die Verzahnung der Lernorte Hochschule und Praxispartner, im Verbundstudium kommt noch die Berufsschule hinzu. Wie gut funktioniert die inhaltliche und organisatorische Abstimmung aus Sicht der dual Studierenden? Auch wenn für etwa 80 % die Praxiserfahrung hilft, die theoretischen Inhalte besser einzuordnen, und für knapp 70 % die Studieninhalte ein besseres Verständnis der Praxisinhalte ermöglichen, so wünschen sich etwa zwei Drittel eine bessere Abstimmung der Studieninhalte mit den geforderten Kenntnissen im Unternehmen. Prof. Dr. Franz Boos, wissenschaftlicher Leiter hochschule dual, überrascht dies nicht. „Wir wissen, dass wir hier besser werden müssen und haben deswegen mit der Überarbeitung unserer Qualitätsstandards und einem Pilotprojekt erste Schritte angestoßen. Unser Ziel ist es, die Bedingungen für die Studierenden zu verbessern.“
Eine Besonderheit in Bayern ist der hohe Anteil Studierender im ausbildungsintegrierenden Verbundstudium. Zwei Drittel entscheiden sich für dieses Modell. Zur Vorbereitung auf die berufliche Kammerprüfung besuchen von diesen dual Studierenden über 60 % regelmäßig oder unregelmäßig die Berufsschule, teilweise in eigens eingerichteten Klassen. „Dieser Anteil wird sich in der Zukunft noch erhöhen,“ so Boos. „Wir führen derzeit Gespräche mit verschiedenen Beteiligten, um auszuloten, wie mit Hilfe von digitalen Angeboten die Vorbereitung auf berufliche Abschlussprüfungen im Rahmen des Verbundstudiums verbessert werden können.“
„Das duale Studium ist ein Erfolgsmodell und hat seinen festen Platz in der bayerischen Bildungslandschaft“, so Wissenschaftsminister Bernd Sibler. „Die Ergebnisse der Studie geben uns wichtige Anhaltspunkte, um den Bedürfnissen und Erwartungen von Studentinnen und Studenten sowie den Anforderungen der Unternehmen noch besser gerecht werden zu können.“
Die Studie des IHF liefert wichtige Erkenntnisse darüber, an welchen Punkten das duale Studium in Bayern seine Potentiale erfüllt und welche Möglichkeiten zur Verbesserung bei der Organisation, Abstimmung und Unterstützung an den beiden Lernorten Hochschule und Unternehmen bestehen. Um die Bedürfnisse und Themen der Praxispartner noch besser in die zukünftigen Planungen einbeziehen zu können, wird im Herbst eine Befragung von Unternehmen, sozialen Einrichtungen und öffentlichen Institutionen stattfinden.
Die detaillierten Zahlenergebnisse sind auf der Seite des IHF abrufbar.
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Über hochschule dual
hochschule dual – Bayerns Netzwerk für duales Studieren bündelt alle dualen Studienangebote an 20 staatlichen und kirchlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Eigene Qualitätskriterien geben einen verlässlichen Rahmen für Studierende, Hochschulen und über 1.700 Praxispartner. www.hochschule-dual.de
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Das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung IHF führt Forschungsarbeiten auf hochschulpolitisch aktuellen Feldern durch und stellt dem Bayerischen Wissenschaftsministerium, dem Bayerischen Landtag und den Hochschulen zuverlässige Planungs- und Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung. www.ihf.bayern.de